25.04.2023 - Kein Kinderreim zum Tag des Baumes

Heute ist der Tag des Baumes.
Verrückt, was es alles gibt!
Bei meiner letzten Reise im April 2023 sind mir viele schöne, alte und mächtig wirkende Bäume begegnet.
Ich habe mich gefragt, was sie wohl alles erlebt und gesehen haben, diese stillen Zeugen der Zeiten?

Was würden sie uns erzählen, wenn sie sprechen könnten?

Daraus ist ein Gedicht entstanden.

Viel Freude beim Lesen.

 

 

Kein Kinderreim

 

Ein junge zarte Eiche

wuchs einst in einer Stadt,

als stiller Zeuge von Geschichten

hatte sie hier ihren festen Platz.

 

Und zu der zarten schönen Eiche,

kamen stets ganz viele Leut,

suchten Schatten, fanden Schutz,

teilten Geschichten von Leid und Freud!

 

Unter der schön blühenden Eiche,

suchten Kinder ihr Osterei.

Fanden viele leere Schalen,

jetzt ist der Vogel endlich frei.

 

 

Und zum Abschied wird gewunken,

Tränen suchen keinen Halt.

Alle rufen: „Zieh in Frieden,

Komm wieder! Tschüß bis bald!“

 

 

An der blühend grünen Eiche

lehnte einst ein schicker Mann,

Liebkost im Dunkeln dort sein Liebchen

so gierig, bis sie nicht mehr kann.

 

Unter der grünen nassen Eiche,

saß ein dicker alter Frosch,

gekrönt mit einer goldenen Krone

fragte er: „Wer küsst mich denn heute noch?“

 

An der nass warmen Eiche,

habe auch  ich mich angelehnt,

mein Gesicht hielt ich in die Sonne,

weil es sich nach Wärme sehnt.

 

“Ach du warme, schöne Eiche,

sahst viel Glück und auch viel Leid.

Ich mag dich so gerne leiden,

weil du das mit mir teilst!“

 

An der schönen, kahlen Eiche,

stand im Herbst ein alter Mann,

in der Hand das Bild der Liebsten,

die schon der Himmel für sich gewann.

 

Unter der schneebeckten Eiche

saß eine Mutter mit ihrem Kind,

weinend warteten sie auf dem Vater,

in der Hoffnung, dass er sie hier find.

 

Das Leben geht eilig weiter,

ohne Rücksicht auf den Schmerz,

die Erinnerung ein Ritz in der Rinde ,

im Mark und tief im Herz.

 

Und als einst an den starken Ästen,

Ein Soldat sein Leben nahm,

klagte die alte Eiche,

dass sie das nicht mehr ertragen kann.

 

Denn die Zeit verändert alles,

und nichts bleibt, wie es mal war.

Und für die starke alte Eiche,

war das das letzte Lebensjahr.

 

Und dann wurde es nochmal lauter,

und es wurde mir schwer ums Herz,

Kettensägengeräusche dröhnten,

und in mir ein tiefer Schmerz.

 

Denn die schöne alte Eiche,

steht nicht mehr, wo sie mal stand

steht jetzt in der guten Stuben

in Form von Tisch und einer Bank.

 

„Ach du schöne, alte Eiche,

ich hätt kein End für dich gewählt,

Ich will dir lausche, lass mich nieder,

doch deine Geschichten sind zu End‘ erzählt.“

FraueleinImproesie 04/2023

 

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