Eine Liebeserklärung
Eigentlich ist es eine Kleinigkeit.
Meine kleine Routine um die Mittagszeit,
denn dann geh ich für gewöhnlich zum Briefkasten hin ...
Liegt was für mich drin?
Meist erwarten mich nur gähnende Leere oder Rechnungen von besonderer Schwere.
Doch es gibt diese Tage,
an denen ich die Gewissheit in mir trage,
die Gewissheit, die mir sagt:
HEUTE ist ein besonderer Tag.
Auch wenn mir erst die Pizza-Prospekt entgegen fliegen,
sehe ich doch ganz hinten im Kasten etwas liegen.
Eine Karte, ein Brief,...
Post von dir!
Dieser Anblick lässt mein Herz höher schlagen
und meine Augen wieder leuchten,
denn ich weiß, jemand war bereit,
und das ist das sonderbare an dieser Zeit,
sich Zeit zu nehmen für etwas, dass so schön, aber aus der Mode gekommen ist:
Das BRIEFESCHREIBEN.
Was könnten wir uns Schöneres schenken,
als Zeit,
Aneinander denken,
Briefe,
Postkarten,
handgeschrieben,
für die Menschen, die wir lieben?
Doch, mal Hand aufs Herz:
Wer schreibt heute schon noch Briefe, die im Schneckentempo ihren Empfänger erreichen,
während Anruf, Email, Sprachnachrichten
im Turbogang aus unserem Leben berichten.
Und das sogar noch mit aktuellen Fotos oder Videos.
Denn: das Schnelle, dass lieben wir, denn in der Schnelle leben wir!
So zieht das Leben rasend auch an mir vorbei und
im Alltagsgehetze fühle ich mich selten frei,
mich hinzusetzten, nach Papier zu suchen
und den Stift seine Kreise ziehen zulassen,
um all das Erlebte in Worte zu fassen,
um die richtigen zu ringen
und diese aufs Papier zu bringen.
Aufzuschreiben,
damit Erinnerungen bleiben.
Denn wer schreibt, der bleibt!
So nehme ich deinen Brief, bevor ich ihn öffne,
drücke ihn ganz fest an mich.
In der Hoffnung, dass deine Worte das Hier und Jetzt erfüllen.
In der Hoffnung, dein Geschriebenes würde mich ganz einhüllen
und zu dir ziehen - hunderte Kilometer weit weg von hier.
Denn mein inneres Auge trotzt der Realität:
Für mich bist du da!
Mir durch diesen Brief ganz nah.
Und dann fahre ich mit den Fingern über deine Schrift, öffne sacht den Umschlag …
KONFETTIREGEN
kommt mir entgegen.
Für Überraschungen bist du immer zu haben
und für bunt.
Und weißt du was: In Farbe mag ich dich am liebsten!
Ich sauge deine Worte auf,
die mir munter aus deinem Leben erzählen
in Fülle und Schrift,
auf Papier mit Stift.
Dann stehe ich schweigend da.
Lasse die inneren Bilder vorüber ziehen.
In Gedanken schicke ich dir ein
DANKE!
Danke für deine Worte und das du an mich denkst.
Danke, dass du mir deine Zeit und diese Zeilen schenkst!
Dann fasse ich den Entschluss:
Wann, wenn nicht jetzt!
Daher nehme ich am Schreibtisch Platz, Papier und Stift zur Hand.
Erinnere mich,
träume mich weg, an einen anderen Ort, in ein anderes Land …
Und irgendwann sehe ich,
in Gedanken dich,
wie Du zur Mittagszeit sehnsüchtig zum Briefkasten eilst.
Und dann ganz entzückt,
meinen Brief an dich drückst,
die Augen schließt,
und daran riechst
und dann meine Worte liest.
Worte die verbinden:
Erinnerungen,
Raum,
Zeit,
uns.
Darum habe ich zum Schluss ein Bitte:
Lass uns auch in Zukunft altmodisch sein,
aneinander denken
und uns Zeit in Briefen schenken.